Gesellschaftlicher Dialog beginnt im Denken.

Wie wollen wir miteinander leben? Was ist wichtig für eine Gemeinschaft? Welche Grenzen wollen wir ziehen und welche sind eigentlich keine? Gegenwärtig braucht es den Dialog, um Vielfalt und Diversität möglich zu machen – und demokratische Werte gegen die zu verteidigen, die mit einfachen Antworten unser gesellschaftliches Fundament brüchig werden lassen. Gemeinsames Handeln braucht gemeinsames Denken und den Dialog, um darin unterschiedliche Gedanken und Sichtweisen miteinander zu verbinden. Die Philosophie kommt in der menschlichen Fähigkeit zum Ausdruck, Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen. Das gelingt nur im gemeinsamen Austausch und braucht die Bereitschaft zum kooperativen Denken. Dieses Streben hat im Laufe ihrer Geschichte viele Schulen und Denkrichtungen hervorgebracht, die alles andere als einheitliche Überzeugungen und Schwerpunkte vertreten – aber darin Möglichkeiten und Perspektiven aufzeigen, wie wir selbst zu einer Überzeugung kommen können. Die philosophische Praxis stellt die Frage nach dem „guten Leben“ und ist damit Teil der Ethik. Ihr geht es darum, eigene Handlungsleitlinien, Werte und mögliche Moralvorstellungen zu formulieren, ohne sie gleichzeitig festzuschreiben. „Was sollen wir tun?“ – mit dieser schlichten Frage hat der Philosoph Immanuel Kant eines der zentralen Anliegen der Philosophie beschrieben. Nicht allein das „Denken“, sondern das Denken als Grundlage des Handelns steht im Mittelpunkt einer philosophischen Praxis. Dazu gehören zwei zentrale Fähigkeiten, die das Philosophieren als zentrale menschliche Kulturtechnik beschreiben: Das Hinterfragen von Selbstverständlichkeiten und das Differenzieren von Begriffen – im Kontext von zeitlichem Wandel und neuen Erkenntnissen. Jede Frage ist ein möglicher Ausgangspunkt der Philosophie.

Im Gespräch mit Jürgen Wiebicke vom Philosophischen Radio im WDR5 – Wie kommen wir vom Ich zum Wir? Die Stadthalle in Detmold war im Oktober für einen Abend ein voll besetzter Denkraum mit über 120 Menschen, die für einen Abend ein echtes Wir waren.

Mein aktueller Fokus:

Wie bleiben wir in Zeiten, in denen jeder morgendliche Blick auf die neuen Schlagzeilen Verunsicherung birgt, zuversichtlich oder zumindest handlungsfähig? Wie begegnen wir den Unsicherheiten und der Vieldeutigkeit dessen, was wir kaum für möglich halten wollen? Diese Fragen beschäftigen mich derzeit auf vielerlei Weise – so wie die meisten von uns. Neben dem Fokus auf ein Denken, das sich dieser Fragwürdigkeit widmet und im Gespräch nach Anknüpfungspunkten sucht, geht es mir derzeit vorrangig um Fragen der politischen Bildung – nicht nur für Kinder und Jugendliche, aber eben auch. Wie gelingt Demokratie und welche Räume brauchen wir dafür, um demokratisches Miteinander lebendig werden zu lassen? Dazu finden die Denkspielplätze in Berlin, die Gedankenflüge in verschiedenen deutschen Städten, das Weisheitstraining auf digitalem Weg und Gespräche mit dem Gymnasium hier vor meiner Haustür statt – um Menschen ins Nachdenken, ins Fragen und in ein Miteinander zu bringen, das nicht die Lösung, aber vielleicht der Anfang davon sein kann. Und ich freue mich, diese Gespräche mit Hilfe meines neuen Buches ab Juni noch zu vertiefen.